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Der Trendbericht über Generationengerechtigkeit erforscht, was die junge Generation für generationengerecht hält und wie sie die Krise als Chance für eine nachhaltige Zukunft sehen. An erster Stelle zur Bewältigung steht digitale Bildung und die Herausforderung, dass alle daran teilhaben.
Die hier dargestellten Trendthesen zum Thema Generationenrechtigkeit basieren auf einer nicht repräsentativen Trendanalyse mit deutschsprachigen Vertreter*innen der Generation Z zum Thema „Generationengerechtigkeit aus Sicht der Generation Z“ und einem Experteninterview mit Dr. Wolfgang Gründinger, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen.
1 . GenZ Trendanalyse: Die 3 wichtigsten Erkenntnisse
Bei Digitalisierung müssen wir alle mitnehmen
Um krisenfester zu werden müssen wir die Digitalisierung vorantreiben. Damit allerdings alle Generationen daran teilhaben können, müssen wir einerseits auf die Ausstattung achten und insbesondere auch Lehrer, Führungskräfte und ältere Menschen für die Nutzung schulen und unterstützen.
Auf das Miteinander kommt es an
Politik und Medien müssen das generationenübergreifende Miteinander thematisieren, um den Zusammenhalt zu fördern und zu sichern.
Das Problem der Angst im Umgang mit Anderen
Wenn man heute eine größere Menschengruppe sieht, fühlt sich das in Deutschland komisch an (das gehört sich nicht), während sich in Österreich und der Schweiz Menschen wieder relativ frei bewegen und miteinander feiern. Diese Angst hemmt junge Menschen in Deutschland, um ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen.
2 . Generationengerechtigkeit aus Sicht der Generation Z
1. Thema: Was bedeutet Generationengerechtigkeit?
TRENDTHESE: Den Jungen geht es bei Generationengerechtigkeit ganz grundsätzlich um Respekt und Gerechtigkeit allen gegenüber. Sie sind wenig auf Vorteile der Jungen bedacht und nehmen besondere Rücksicht auf Bedürfnisse der Älteren.
Corinna: Menschen, die jetzt in Positionen sitzen und Entscheidungen treffen können, sollten die Jungen nicht für Ihre eigenen Zwecke ausnutzen.
Amelie: Weil Generationengerechtigkeit Gerechtigkeit für alle bedeutet und nicht für eine Generation.
Nike: Die These sollte erweitert werden! Zentral ist, dass Generationsgerechtigkeit nicht nur für die Situation jetzt, sondern auch für künftige Generationen mitdenkt.
Kilian: Ich fände die These passender als “sind auf die Vorteile von allen bedacht”
2. Thema: Wie generationengerecht findest du die Situation?
TRENDTHESE: Junge Menschen sehen die Corona-Krise aktuell kaum als Thema der Generationengerechtigkeit. Sie sind nicht besonders zufrieden mit dem Zustand der Generationengerechtigkeit, doch wie die Krise gemanagt wird, finden Sie überwiegend gut.
Nike: Es ist gut, wie Deutschland und Österreich das geregelt hat. “Bleib zuhause” hat ein Solidaritätsgefühl vermittelt. Unsere Eltern und Großeltern haben schließlich auch viel für uns gemacht.
Kilian: Ich würde dem zustimmen und finde, dass wir das ganz gut gemanagt haben.
Marie: Ich finde gut, wie junge Menschen sich für Ältere eingesetzt haben.
Gabriela: Der solidarische Gedanke ist wichtig, dass wir die Situation möglichst gut zusammen bewältigen.
3. Thema: Wie sollten wir mit weiteren Pandemie-Wellen umgehen?
TRENDTHESE: Junge Menschen sind überwiegend einverstanden mit dem Krisenmanagement der Politik und würden einen weiteren Lockdown unterstützen.
Gabriela: Wichtig ist hier zwischen Lockdown und Shutdown zu unterscheiden. In der Schweiz gab es keinen Lockdown und ich glaube, dass junge Leute einen solidarischen Shutdown im Falle einer weiteren Pandemie-Welle unterstützen würden.
Nike: In solchen Situationen muss man auch einfach mal Vertrauen haben in die Entscheidungsmächte und Leute die Plan haben von dem Kram. Ich hinterfrage gerne, aber bei den ganzen Verschwörungstheorien hört mein Verständnis auf. Die Einstellung zur Hygiene wird sich vermutlich verändert haben.
Amelie: Ja, ich wäre einverstanden, wenn die Anzahl der Neuinfektionen es wieder erfordert. Die Zahlen bestätigen ja auch, dass es etwas gebracht hat.
Felix: Ich finde die Politik etwas voreilig mit den Lockerungen umgeht. Es fühlt sich jetzt komisch an, wenn Leute jetzt in Gruppen beisammen sind.
4. Thema: Worauf kommt es an, um die Corona-Krise im Interesse der Jungen zu bewältigen?
TRENDTHESE: Am wichtigsten finden Junge die Verbesserung von digitaler Bildung, die Förderung von soz. Zusammenhalt und die Schaffung beruflicher Perspektiven. Umwelt- und Klimaschutz, Mitbestimmung und generationengerechte Schuldenlast sind nicht Top-Priorität.
Kilian: Digitale Bildung bedeutet auch, Informationsquellen abzuwägen, zu wissen, wem man glauben kann und nicht auf C-Promis und ihre wilden Thesen reinzufallen.
Die Menschen sind mit Home-Office gut klargekommen, wünschen sich aber mehr Support von der Arbeit und der Politik. Unterstützung für die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder gehört auch dazu.
Amelie: Digitale Bildung bedeutet in digitale Bildung und Lehre zu investieren. Vor der Corona-Krise wäre Umwelt- und Klimaschutz sicher wichtiger gewesen. Das Schaffen von Perspektiven ist generationenübergreifend ganz wichtig.
Corinna: Die Corona-Krise ist eine Chance, das “Danach” nachhaltig besser zu machen. Man kann jetzt Systeme schaffen, zum Beispiel für die digitale Bildung, die man auch danach nutzen kann. Es ist hinderlich, dass Klimaschutz zu sehr als Kostenfaktor für die Wirtschaft und zu wenig als Chance diskutiert wird. Politiker denken aktuell leider zu wenig daran, wie man die Wirtschaft nachhaltig besser machen kann.
Es ist schwieriger Umweltschutz in die Medien zu bekommen, wenn Fridays for Future sich nicht regelmäßig für Demos treffen kann. Beim “Netzstreik” sind wir weitestgehend unter Gleichgesinnten, in der Straße sehen es auch andere. An der Schule gilt es auch ältere Mitzunehmen durch Fortbildungen.
Nike: Die Zukunft liegt in der Technologie. Digitalisierung von Bildung muss besser vorbereitet werden. Schulen gehen davon aus, dass jedes Kind einen Computer zuhause hat und zwischen 9 und 14 Uhr immer erreichbar ist.
5. Thema: Was können wir tun, um Zukunft zu gestalten?#generationengerecht #miteinander
TRENDTHESE: Im Moment ist vieles im Umbruch und es wird keine Rückkehr zum alten “Normal” geben. Eine neue Normalität entsteht und der Zeitpunkt, um sie zu gestalten, ist jetzt.
Kilian: Die Kluft zwischen jüngeren und älteren Menschen wird bei der Nutzung digitaler Medien immer größer. Da braucht es Unterstützung wie Mentoring-Programme und diverse Teams.
Marie: Wir können uns alle gegenseitig helfen. Schüler helfen älteren Lehrern im Umgang mit Technik und Social Media.
Amelie: Sozialen Zusammenhalt und das Miteinander thematisieren, wie z.B. Rentengerechtigkeit und in digitale Bildung für alle Generationen investieren. Die Zugangsbarrieren zu digitaler Bildung reduzieren.
Nike: Zwischengenerationalen Diskurs fördern und Kindergärten mit Altersheimen unter ein Dach bringen. Jetzt ein soziales Jahr für alle einführen – für Junge und für Ältere (bevor man in die Rente geht)
Felix: Die nächste Generation, die in die Altenheime kommt und ihre ganze Technik mitbringt, sollte lernen, wie Technik zu benutzen ist.
Corinna: Den Kopf einschalten im Umgang mit digitalen Informationen und Reflektieren. Das Engagement von denen verstetigen, die durch die Krise Engagement für sich entdeckt haben. Super ist auch der Hackathon Wir vs. Virus der Bundesregierung: https://wirvsvirus.org/projekte/
Gabriela: Generationen übergreifend Wissen teilen und auf die verschiedenen Bedürfnisse der verschiedenen Generationen hören. Cool ist auch, welche neuen Geschäftsmodelle jetzt entstanden sind.
3 . Teilnehmende des GenZ Trendtalks “Generationengerechtigkeit”
Kilian, Doktorand an der Universität Konstanz
Amelie, 6. Semester Erziehungswissenschaft in Innsbruck
Nike, 6. Semester Erziehungswissenschaft in Innsbruck
Felix, Auszubildender in Schwerte
Marie, Schülerin in Schwerte
Gabriela, Young Professional in Zürich
Corinnna, Schülerin in Kempten
Alle haben gemeinsam, dass sie Trendscouts sind und regelmäßig mit Simon Schnetzer gesellschaftliche Veränderungen und Zukunftsthemen untersuchen. Bist du zwischen 14 und 39 Jahren und hast Lust als Trendscout bei einem der nächsten Trendtalks mitzumachen? Dann kannst du dich jetzt hier kostenfrei registrieren.
4. Generationengerechtigkeit: Fazit
Für junge Menschen hat Solidarität zwischen den Generationen einen hohen Stellenwert, weil sie ihrer Elterngeneration verbunden ist und auf sie Rücksicht nehmen möchte. Der Knackpunkt für Generationengerechtigkeit wird sein, dass Politiker und Meinungsbildner die zentralen Themen für zukünftige Generationen jetzt für die Antworten der Krise berücksichtigen. Die in Deutschland lange Zeit verschlafene Digitalisierung am Arbeitsplatz und im Bildungssystem sollte endlich so aufgesetzt werden, dass bei zukünftigen Pandemie-Wellen oder anderen Gründen für einen Shutdown nicht wieder alles lahm liegen muss. Wenn wir betrachten, in welchem Maß die Krise uns zum Umdenken zwingt, dann ist die Corona-Krise eine echt große Chance. Lassen Sie uns diese Chance nutzen.
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