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Generation Z ist dieser Begriff Humbug und kann der einfach weg oder brauchen wir ihn tatsächlich?

Begriffe für Generationen wie XYZ: Die Wissenschaft sagt, weg damit.
Ich sage, die Begriffe dürfen ruhig da bleiben, allerdings sollten wir sie bewusst und differenziert verwenden.

Grafiken Generationen Begriffe


Unterschieden sich Generationen überhaupt?

Ja, das tun sie, aber anders als Sie vielleicht denken.
Mit Generation Z bezeichnen wir aktuell junge Menschen, die zwischen 1995 und 2009 geboren sind. Doch technisch ist das falsch.

Generation Z ist keine Generation,
sondern das Label für eine Altersgruppe oder Alterskohorte.

„Generation Z“ ist jedenfalls keine Generation im soziologischen Begriff, schon im gebräuchlichen Sinne. So wie Menschen eben über Menschen sprechen: die jüngere Generation, die Generation Z halt.

Woher kommen die Begriffe für Generationen überhaupt?

Der kanadische Autor Douglas Coupland hat über die Generation X ein sehr populäres Buch geschrieben. Dieses Buch wurde auch in Europa populär und hat damals den Begriff „Generation Golf“ hinweggefegt. Seitdem benutzen auch wir für junge Menschen die Begriffe Generation X, dann Y und mittlerweile Z. Üblicherweise folgt ein Generationenbegriff auf den anderen etwa im 15-Jahres-Abstand. Es ist kein Geheimnis, dass es mit der Generation Alpha weitergehen wird, die dann zwischen 2010 und 2025 geboren sind, also heute noch Kinder sind. Doch heute sprechen wir im Marketing und in der Jugendforschung oft nicht von Kindern, sondern eben von der Generation Alpha.

Brauchen wir diese Art von Labels also?

Die Wissenschaft sagt nein. Es ist korrekterweise eine Kohorte.
Und wir brauchen diese Labels doch, sage ich. Ich sage JA, weil Menschen diesen Begriffe verwenden, verstehen und danach suchen, wenn sie für sich passende Informationen suchen.

Informationen…

  • wie die Jungen ticken
  • darüber, wie man als Arbeitgeber, zum Beispiel Auszubildende finden kann
  • darüber, welches Informationsverhalten junge Menschen haben
  • welche Social-Media-Plattformen Jugendliche verwenden.

Dann suchen Menschen eben nicht nach „Jugend“, sondern sie suchen nach “Generation Z” oder sie gehen und hören sich einen Vortrag dazu an.
Ich biete auch Generation Z Vorträge an und benutze diesen Begriff, weil Menschen das suchen. Die Wissenschaft bietet keine gebräuchlichen Alternativen für diese Begriffe, die sich durchgesetzt hätten. Und insofern definieren Medien, die Wirtschaft und Menschen / Suchende, ob ein Begriff seine Berechtigung hat, oder nicht.

Die Verwendung der Begriffe Generation XYZ hat international und im deutschsprachigen Raum die Diskussion über demografischen Wandel und gesellschaftliche Veränderung entschieden vorangebracht, was ein echtes Verdienst ist. 

Was sind die Generationenunterschiede und Unterscheidungsmerkmale?

Ein weiterer Kritikpunkt der Wissenschaft ist, dass sich die vermeintlichen Generationen gar nicht wirklich unterscheiden und sämtliche Eigenschaften, die ihnen angedichtet werden, an den Haaren herbeigezogen und falsch sind. Zum Teil ist diese Kritik berechtigt, weil die Grundbedürfnisse von Menschen (egal welchen Alters) und die Werte über sämtliche Altersgruppen hinweg fast gleich sind.

Und die „Generationen“ unterscheiden sich doch.
Die großen Unterschiede beobachten wir darin, in welcher (typischen) Lebensphase Menschen sich befinden und welche technischen und gesellschaftlichen Einflüsse diese in der Jugendphase geprägt haben. Weitere deutliche Unterschiede sehen wir darin, wie sie aufgrund ihrer (mehr oder weniger) Lebenserfahrung auf die Zukunft blicken.


Lebensphasen als Unterscheidungsmerkmal von Generationen

Lebensphasen zählen zu den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen von Menschen. In welcher Lebensphase man sich befindet ist nicht durch das Alter bedingt, doch es hängt eng damit zusammen, da beispielsweise ein 17-jähriger Jugendlicher in der Regel noch bei den Eltern wohnt, Single ist, keine eigenen Kinder hat und finanziell noch abhängig ist. In späteren Lebensphasen (Partnerschaft, Kinder, Einkommen, …) wird der Zusammenhang mit dem Alter weniger eindeutig. Eine Frau von 21 oder 46 Jahren, die gerade ein Baby bekommen hat, wird unterschiedlichen Generationen zugeschrieben, ist aber zum Teil in derselben Lebensphase.

Die prägendste Lebensphase ist die Phase der Jugend.

Prägende Ereignisse wie zum Beispiel Schulzeit in der Corona-Pandemie oder Krieg in der Ukraine wird für immer ein gemeinsames Jugenderlebnis der „Generation Z“ sein. Die Lebensphase Jugend ist eine Zeit, in der viele Weichen im Leben gestellt werden.

Es ist die Phase, in der Menschen erforschen und entscheiden:

  • „Wer bin ich?”
  • „Wer möchte sein?”
  • „Wo möchte ich hin?”
  • „Mit wem möchte ich einmal leben?”
  • „Was möchte ich tun?“

Später ist man am Ankommen, vielleicht dann irgendwann auch auf dem Weg in Richtung Ruhestand, das sind unterschiedliche Phasen, insofern unterscheiden Menschen sich da. Doch das ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal ist weniger die Generation, als die Lebensphase, in der sie gerade sind.

Prägende Einflüsse in der Lebensphase Jugend

An dieser Stelle können wir uns an der Oberfläche bewegen, oder sehr tief einsteigen. Natürlich ist die soziale Herkunft und das Elternhaus ein unglaublich prägender Einfluss. Doch im Kontext von Generationen schauen wir auf Merkmale, die wie Zeitgeist für sämtliche Vertreter:innen einer Alterskohorte gleich oder ähnlich sind. Die wichtigsten Einflüsse sind hier:

  • technologische Normalität
  • politische Situation
  • wichtige Ereignisse
  • gesellschaftliche Normalität
  • die Art wie Menschen erzogen werden

Was diese unterschiedliche Prägung ausmacht veranschaulichen wir an einem Beispiel:

Die Erwartungshaltung an die Geschwindigkeit von Feedback von jungen Menschen, die mit Smartphones aufwachsen, ist unglaublich hoch: Instant Feedback.
Jemand, der in den 50er-Jahren aufgewachsen ist und nach dem Urlaub mit einem neuen Urlaubsfreund in Kontakt bleiben wollte, hat einen Brief geschrieben und akzeptiert, dass er zwei, drei oder vier Wochen warten musste, um eine Antwort zu bekommen. Damals war Kommunikation noch echtes Geduldstraining. Ein junger Mensch der heute aufwächst hat eine ganz andere Erwartungshaltung daran, wie schnell er Feedback bekommt, und macht sich mit seinen / ihren Entscheidungen häufig auch davon abhängig, schnell Feedback zu bekommen.

 

Finden Sie es gut, Menschen in Generationen zu unterscheiden?
» Kommentieren Sie bitte unter dem Video auf YouTube


Umgang mit den Begrifflichkeiten in Jugendstudien von Simon Schnetzer

In der wissenschaftlichen Studie (Trendstudie) „Jugend in Deutschland“ verzichten wir ganz bewusst weitestgehend auf die Verwendung von Generationenlabels. Allerdings bereiten wir die Studienergebnisse in den Zielgruppenanalysen als Auswertung für die Generation Z, Generation Y, Generation X und Babyboomer an, um Menschen, die nach diesen Informationen suchen, diese zu bieten. In der Trendstudie 2023 mit Generationenvergleichen haben wir Unterscheidungen von U30-Jährigen, 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 69-Jährigen vorgenommen.